Hund allein zu Haus

Um so größer ist für ihn der Frust, wenn vor seiner Schnauze die Tür zugemacht wird und er sich nun alleine langweilen darf – getrennt von seinem Rudel.
Die Hintergründe
Ein Hund kann nicht verstehen, warum ausgerechnet er zurückbleiben soll. Diese Situation frustriert ihn. Die Frustration wiederum verwandelt sich in Stress und diesen will er schnell wieder loswerden. Er versucht instinktiv aus der Distanz Kontakt mit seinem Rudel zu halten, in dem er jault und wimmert. Sein Körper schüttet dabei Endorphine aus, die ihn in eine Art Trancezustand versetzen. Für ihn ein ausgleichendes Gefühl, doch treibt er so manchen Nachbarn in den Wahnsinn. Dieser Trancezustand hält nicht lange an und so sucht er sich eine andere Beschäftigung. Sehr oft müssen dann Papierkorb, Tapete, Sofakissen, Tischbeine oder das Hindernis Tür dran glauben.
Alleinsein entspricht eben gar nicht dem Naturell des Rudeltiers Hund, aber es ist auch für ihn erlernbar. Je früher man damit anfängt, umso leichter und schneller stellt sich der Erfolg ein. Doch der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ gilt für Hunde nicht. Sie können auch im hohen Alter noch viel dazulernen, mit etwas Geduld sogar völlig neu erzogen werden.
Die Vorbereitungen
Grundsätzlich sollten Sie mit Ihrem vierbeinigen Familienmitglied vor dem Alleinbleiben mit einem langen Spaziergang und viel Spiel austoben. Ist er körperlich erschöpft und ruft das Körbchen, fällt der Abschied schon halb so schwer. Er verkraftet das Zurückbleiben auch länger als ein Artgenosse, der sein Leben mit kurzen Runden um die Häuser und als Couchpotato fristet. Einen gefüllten Wassernapf sollten Sie selbstverständlich hinstellen, wenn Sie das Haus verlassen.
Zuvor aber sollte für ihn der Abschied von der Familie etwas ganz Normales werden. Also bitte keine großen Trennungs-Zeremonien veranstalten. Ziehen Sie sich mal einen Mantel an und setzen Sie sich damit wieder auf das Sofa, spielen Sie mit dem Schlüsselbund, wenn Sie in die Küche gehen. Wenn sich der Hund daran gewöhnt hat, schicken Sie ihn auf seinen Platz und präsentieren Sie ihm ein besonders leckeres Futter oder sein Lieblingsspielzeug. Aber lassen Sie ihn nicht ran. Ziehen Sie dann ihre Schuhe und den Mantel an und klimpern Sie mit dem Schlüssel – Jetzt darf der Hund an das ersehnte Futter. Verlassen Sie jetzt den Raum und betreten ihn immer wieder, während Ihr Liebling in aller Ruhe weiterkaut. Erweitern Sie Ihren Radius und verlassen Sie dabei kurzzeitig die Wohnung. Bleibt Ihr Hund ruhig, verlängern Sie Ihre „Auszeit“ schrittweise immer um fünf Minuten. Fallen Sie Ihrem Hund nicht gleich in die Arme, wenn er Sie überschwänglich begrüßt. Sagen Sie kurz „Hallo“, das reicht.
Hilfsmittel als Unterstützung
Auch spannende Beschäftigungsmöglichkeiten können Ihrem Vierbeiner über die Trennung hinweghelfen. Gummiknochen und Quietschehühner sind keine Alternative, diese "toten" Gegenstände verlieren schnell ihren Reiz. Viel interessanter sind z.B. spezielle Spielzeuge, aus denen Futter herausspringt, wenn der Hund schlau genug ist die „geheimen“ Kammern zu öffnen. Spaß macht auch Spielzeug, dass der Hund mit eigener Kraft in Bewegung setzen und halten kann.
Dieses Spielzeug sollte allerdings etwas Besonders bleiben und dem Familienhund im Alltag verwehrt sein, denn sonst verliert es schnell seinen Reiz.
Einige Beispiele:
- Stuff a Ball (ein Ball, den man rollen muss, damit er Futter ausspuckt) Intelligenzspielzeuge (Objekte, die man mit Pfote oder Schnauze öffnen muss, um an das Futter zu gelangen)
- Boomer Ball (der Ball ist so gebaut, dass der Hund ihn nicht greifen kann, und das verspricht stundenlange Beschäftigung)
- Biskuit Ball (der Ball, den er festhalten muss, um an den Keks zu kommen)
- Futterautomat (ein Gerät, das mit einem Ton in bestimmten Zeitabständen Futter zugänglich macht) Sollte Ihr Hund dennoch mehr Spaß mit Sofakissen, Mülleimer und Tischdecke haben und Sie bei der Heimkehr die totale Verwüstung vorfinden, bleiben Sie nett zu Ihrem Hund, auch wenn es schwer fällt. Einen Hund nach der „Tat“ zu bestrafen ist unsinnig, weil er die Strafe gar nicht mehr mit seinem Handeln verknüpfen kann. Für ihn heißt es stattdessen: Ich begrüße Herrchen und bekomme dafür richtig Ärger.
Für Sie heißt es, ruhig bleiben, aufräumen und geduldig noch einmal von vorne anfangen.