Nicht über einen Kamm scheren - Die richtige Pflege:

Aber damit er sich wohl fühlt und lange gesund bleibt, sollten Sie ihm schon regelmäßig – und vor allen Dingen vorbeugend – auf den Pelz rücken, oder sich die Zähne zeigen lassen.
Sie müssen mit Ihrem Hund ja nicht gleich in eine Waschanlage fahren (das machen die in Amerika so), zum Friseur oder ständig zum Tierarzt gehen. Mit dem richtigen Werkzeug und dem "Gewusst wie" können Sie vieles auch zu Hause in und mit der Familie erledigen. Auch wenn es heißt „nur ein schmutziger Hund ist ein glücklicher Hund“, ein gut gepflegter Hund lacht am längsten.
Fellpflege
Unsere Hunde haben ein ganz unterschiedliches Haarkleid: Kurz-, Mittel-, Lang-, Draht- und Stockhaar. Eine typische Stockhaarrasse (Deckhaar mit Unterwolle) ist beispielsweise der Deutschen Schäferhund. Drahthaar findet man bei einigen Fellvarianten unterschiedlicher Hunderassen, bekannt sind dafür Dackel oder Terrierrassen.
Die meisten Vierbeiner wechseln zwei mal im Jahr, im Frühjahr und Herbst ihre Haarpracht. Zur Unterstützung können Sie Ihrem Hund in dieser Zeit zusätzlich Vitamine und Omega-3-Fettsäuren geben, die zum Beispiel in Leinöl und Wildlachsöl enthalten sind. Die Dosierung ist abhängig von der Größe des Hundes. Grundsätzlich gilt, pro 10 kg einen Esslöffel pro Tag. Da Hunde während des Fellwechsels oft eine trockene Haut aufweisen, verbessern Sie dadurch die Fellstruktur und pflegen gleichzeitig die Haut.
Hunde mit kurzem Fell benötigen etwas weniger Pflege. Dennoch sollten alle Rassen gebürstet und gepflegt werden. Vor allem Langhaarrassen benötigen regelmäßige Pflege, damit das Fell nicht verfilzt. Sie benötigen dazu die passende Bürste und für längeres Haar einen Kamm. Beim wohligen Durchbürsten werden die über den ganzen Körper verteilten Talgdrüsen aktiviert, deren Sekret als Schutz gegen Nässe, Kälte und Schmutz wirkt. Deswegen ist das Baden oder Waschen des Hundes mit normalem Shampoo auch nicht sinnvoll. Es gibt natürlich Ausnahmen. Wenn sich Ihr Familienhund in Aas, Kot oder ähnlichem gewälzt hat, sollten Sie ein spezielles Hundeshampoo benutzen und Ihr „Ferkel“ im Anschluss mehrmals kräftig durchbürsten. Greifen Sie zu Shampoos und Hundeseifen, die mit hochwertigen natürlichen Pflanzenölen hergestellt sind. Sie greifen nicht den ph-Wert an und erhalten so den natürlichen Schutzfilm der Haut.
Hundefell trocknet relativ schnell, wenn Sie trotzdem Ihren Vierbeiner fönen möchten: Bitte nur kurz und mit niedriger Temperatur um den natürlichen Schutzfilm der Haut nicht zu zerstören!
Bürstenarten:
- Kurzhaar: Weiche Naturborsten-Bürste, im Anschluss Gumminoppenhandschuh
- Stockhaar: Lang gezahnter Striegel, im Anschluss einen weitgezahnten Striegel
- Wolliges Fell: Zupfbürste für Unterwolle, im Anschluss eine Naturborsten-Bürste
- Mittel- und Langhaar: Entfilzungskamm und im Anschluss eine Naturborsten-Bürste
Einige Hunderassen, wie beispielsweise Pudel oder Havaneser, besitzen kein Fell sondern Haar. Diese Rassen haben keinen Fellwechsel und müssen daher getrimmt werden. Das ist etwas für Spezialisten. Suchen Sie einen Groommer (Hundefriseur) auf. Der verpasst Ihrem Familienhund nicht nur einen schicken Schnitt, sondern gleich ein ganzes Wellnesspaket.
Die Kosten für einen Friseurbesuch beginnen bei 40,- bis 50,- Euro.
Wenn Sie Ihren Familienhund regelmäßig pflegen, fördern sie dabei gleichzeitig die soziale Bindung. Gewöhnen Sie deshalb Ihren vierbeinigen Freund sehr früh an die Pflegemaßnahmen. Dazu gehört aber nicht nur das Bürsten, sondern auch die regelmäßige Kontrolle der Ohren, Augen, Zähne und Pfoten. Verbinden Sie deshalb die tägliche Pflegeaktion ruhig mit einem Hörzeichen, führen Sie es auf spielerischer Weise durch und belohnen Sie Ihren Hund nach der Prozedur mit einem Leckerli.
Die richtige und regelmäßige Fellpflege schützt Ihren Familienhund auch gegen lästige Plagegeister, wie Zecken, Flöhe, Läuse, Haarlinge und Milben. Diese "Mitbewohner" können schwere Hauterkrankungen auslösen wie z.B. Räude.
Typische Anzeichen von Hauterkrankungen sind vermehrtes Kratzen, Lecken und auch Wälzen. Je nach Art der Parasiten finden Sie – wenn Sie das Fell unter die Lupe nehmen - Kot oder Eier. Um Flohbefall festzustellen, können Sie das Fell mit einem speziellen Flohkamm ausbürsten. Kämmen Sie den Rutenansatz mit dem Spezialkamm, klopfen Sie diesen auf einem weißen Küchenpapier aus und beträufeln Sie es mit etwas Wasser. Flohkot verfärbt sich rot. In diesem Fall sollten Sie zum Tierarzt gehen.
Bei einem Milbenbefall ist ein rostbrauner Belag auf der Haut des Hundes zu sehen. Auch hier kann der Tierarzt weiterhelfen. Wenn Sie nicht rechtzeitig reagieren, kann der Parasitenbefall zu Haarausfall und chronischen Ekzemen führen.
Besonders gefährlich sind Zecken. Sie bohren sich in die Haut des Hundes und können schwere Erkrankungen, wie Borreliose, Babesiose und Anaplasmose verursachen. Untersuchen Sie nach einem Spaziergang in der Natur bitte immer wieder das Fell Ihres Familienhundes. Je früher Sie eine Zecke entdecken, desto leichter ist es, sie wieder zu entfernen. Mit einer speziellen Zeckenzange, die in allen handelsüblichen Läden erhältlich ist, können Sie diesen Plagegeist herausdrehen. Hier helfen alte Hausmittel wie die Zecke mit Öl oder Kleber nicht. Die Zecke sondert im Todeskampf nur noch mehr gefährliche Speichelsekrete ab. Gegen alle diese Parasiten helfen so genannte Spot On-Präparate, die es beim Tierarzt oder in der Apotheke gibt. Eine Alternative zu diesen starken chemischen Mitteln sind Spot-On-Präparate auf natürlicher Basis, die Sie beim Tierheilpraktiker beziehen können.
Tierheilpraktikerin Sandy Lombardi zeigt im Video wie Fellpflege geht
Krallenpflege
Hunde haben kräftige und durchblutete Krallen, die unterschiedlich schnell wachsen und unterschiedlich beansprucht werden. Die Krallen haben die richtige Länge, wenn sie in normaler Haltung der aufgesetzten Pfote nicht ganz den Boden berühren. Sollten die Krallen durch das Laufen nicht richtig „abgenutzt“ werden, müssen Sie sie kürzen. Dazu gibt es spezielle Krallenzangen. Lassen Sie sich am besten vom einem Tierarzt oder Tierheilpraktiker zeigen, wie Sie die „Operation“ durchführen können, ohne Ihrem Familienhund dabei Schmerzen zuzufügen. Es ist wichtig, dass die Blutgefäße nicht angeschnitten werden. Werden sie verletzt, ist es für den Hund sehr schmerzhaft und blutet stark.
Es gibt natürlich auch Hunde, die sich dieser Prozedur verweigern und schnappen, weil sie Angst vor der „bösen“ Zange haben. Hier gibt es eine gute und günstige Alternative: Bei kleineren Rassen und Welpen können Sie, ohne die Blutgefäße zu verletzen, die Krallen feilen. Spezielle Krallenfeilen, sind einfach zu handhaben und bereits für fünf Euro im Handel erhältlich.
Bei manchen Hunderassen kommen so genannte Wolfskrallen (auch Afterkrallen) vor. Sie befinden sich an den Innenseiten der Hinterläufe unterhalb der Ferse. Die so genannte Daumenkralle dagegen befindet sich an der Innenseite der Vorderläufe. Diese überflüssigen „Laufwerkzeuge“ nutzen sich bei der normalen Bewegung nicht ab. Sofern sich der Hund diese Krallen nicht beim Putzen der Pfoten selbst kürzt, sollten Sie diese ebenfalls regelmäßig kürzen, bzw. vom Tierarzt kürzen lassen.
Pflege der Augen und Ohren
Die Augen Ihres Hundes müssen Sie nicht regelmäßig säubern, Sie sollten Sie aber immer mal wieder kontrollieren. Hat sich zu viel Augensekret angesammelt, wischen Sie die Augen mit einem weichen und feuchten Tuch ab. Trübe, entzündete oder gerötete Augen können auf eine Bindehautentzündung hinweisen. Die sollte nur vom Tierarzt behandelt werden. Bitte verwenden Sie keine Kamillentee zur Reinigung der Augen, denn der kann allergische Reaktionen auslösen.
Die Ohren Ihres Familienhundes sollten Sie täglich kontrollieren und wöchentlich reinigen – und nicht nur, wenn Ihr Hund mal wieder nicht hören will! Verwenden Sie dabei ein Tuch und reinigen Sie nur die äußere Gehörmuschel. Mit Schwarztee oder ein paar Tropfen Calendula-Essenz im Wasser wird diese für den Hund nervige Prozedur erträglicher, weil die Haut dabei nicht gereizt wird. Bitte träufeln Sie keine Ohrenreiniger oder ähnliches in die Ohren. Durch die dadurch entstehende Feuchtigkeit und Wärme in den Gehörgängen können sich Pilze und Bakterien ansiedeln, die wiederum zu einer Infektion führen können. Ein bisschen Ohrenschmalz gehört einfach in ein gesundes Hundeohr!
Schorfige Ablagerungen, rote Stellen oder auffälliger Geruch und eine Kopfschiefhaltung deuten auf Krankheiten oder Parasiten im Ohr hin. Wenn sich Ihr Familienhund häufig an den Ohren kratzt und Sie keine Flöhe oder Zecken finden, sollten Sie zum Tierarzt gehen. Im Gehörgang können sich auch Fremdkörper wie Grannen befinden, die auch tierärztlich entfernt werden müssen.
Tierheilpraktikerin Sandy Lombardi zeigt im Video wie Ohrpflege geht
Zahnpflege
Hunde kommen ohne Zähne zur Welt. Erst nach zwei bis drei Wochen beginnen die Zähne zu wachsen. Die 28 Milchzähne werden etwa mit vier bis sechs Monaten durch die 42 bleibenden Zähne ersetzt. Während dieses Zahnwechsels knabbern junge Hunde gerne alles an und schrecken auch vor teuren Möbeln und Schuhen nicht zurück. kauen mit Herzenslust auf kostbaren Möbeln herum. Deshalb sollte Sie Ihrem Hund in dieser Zeit Kauartikel (Ochsenziemer, Büffelhautknochen etc.) anbieten. So schonen Sie die Wohnungseinrichtung und Ihr vierbeiniges Familienmitglied ist mit der Zahnpflege beschäftigt.
Befindet sich der junge Hund im Zahnwechsel, sollte Sie darauf achten, dass alle Milchzähne ausfallen. Bleibt ein Milchzahn im Kiefer, obwohl der neue Zahn bereits durchbricht, sollten Sie den Tierarzt konsultieren.
Die beste Prophylaxe für ein gesundes Gebiss und Zahnfleisch ist eine artgerechte Ernährung (siehe Kapitel „Die richtige Ernährung“, Seite), regelmäßige Kontrollen beim Tierarzte (zwei Mal jährlich) und natürlich das Zähneputzen. Es gibt mittlerweile ein ganzes Sortiment an Zahnbürsten und -pasten für Hunde. Praktisch ist ein so genannter Zahnputzfinger mit speziellen Fasern (ähnlich wie Mikrofasern), der ohne chemische Zusätze die Zähne reinigt und so gegen Beläge und Karies vorbeugt. Stülpen Sie einfach den „Zahnputzfinger“ über den Zeigefinger und säubern die Außenflächen des Hundegebisses. Bei täglicher Anwendung muss dieser Zahnputzfinger (ca. 5 Euro) nach 4-6 Wochen ersetzt werden.
Wenn Hunde Zahnschmerzen kriegen, jaulen Sie nicht so wie wir Menschen auf, die meisten leiden lieber still um den „Feinden“ keine Schwächen zu zeigen, äußerliche Anzeichen sind kaum wahrzunehmen. Kaut der Hund nur noch auf einer Seite oder schluckt er die Nahrung nur noch unzerkaut, kann das ein Hinweis auf Zahnprobleme sein. Je genauer Sie Ihren Hund beobachten, um so eher können Sie solche Auffälligkeiten im Verhalten erkennen.
Tierheilpraktikerin Sandy Lombardi zeigt im Video wie Zahnpflege geht
Indizien für Schmerzen:
- Nahrungsverweigerung
- vermehrter Speichelfluss
- vermehrtes Lecken über den Fang
- trauriger Blick
- leises Fiepen und Winseln
- starker Geruch aus dem Fang
Wenn Ihr Hund aus dem Fang riecht, ist es ein Anzeichen für Erkrankungen im Bereich der Zähne und des Zahnfleisches. Der unangenehme Geruch wird durch Bakterien verursacht, die sich um die Zähne ansiedeln. Spätestens dann heißt es wieder: Auf zum Tierarzt. Er muss ja nicht gleich bohren.