Die Grundkommandos - Das kleine ABC

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Kürze. Ein einfaches "Sitz" ist für den Hund leichter zu verstehen als "Kannst du dich jetzt mal bitte hinsetzen, sonst werde ich echt sauer!", "Hier" besser als "Ich hab´dir doch gesagt du sollst herkommen, hast du mich nicht verstanden?". Bei langen Sätzen versteht der Hund Bahnhof und schaltet schnell auf Durchzug. Es ist auch überflüssig, nur den Namen zu rufen, ohne dem Hund zu sagen, was er machen soll.
Wichtig: Alle Bezugspersonen des Hundes sollten sich auf dieselben Worte für das geforderte Verhalten einigen und diese auch konsequent benutzen. Geduld gehört zum Training, denn ein Hund benötigt einige Wiederholungen, bevor er ein Kommando mit seinem Verhalten verknüpfen kann.
Eine wichtige Rolle spielt auch das richtige Timing. Damit der Hund das gesprochene Kommando mit einer Handlung in Verbindung bringen kann, bleibt nur eine kurze Zeitspanne von ca. 2 Sekunden. Das Lob für sein richtiges Handeln muss also unmittelbar danach erfolgen. Bleibe ruhig, freundlich und geduldig, denn Du bist der Lehrer!
Grundkommandos sind „kinderleicht“, deshalb kann nach den ersten Trainingseinheiten auch das eigene Kind miteinbezogen werden. Bei den einfachen Übungen dürfen sogar schon die ganz Kleinen mitmachen und den Hund animieren./p>
Absetzen – „Sitz“
Stelle Dich zunächst vor Deinen Hund und zeige ihm Futter in Deiner Hand. Führen diese nun langsam über seinen Kopf. Er setzt sich automatisch, um die Leckerei nicht aus den Augen zu verlieren. Zeitgleich dazu erfolgt das Kommando „Sitz“ und die Futtergabe. Wiederhole die Abläufe solange, bis sich der Hund beim Kommando „Sitz“ in Erwartung auf sein Futter, selbstständig hinsetzt. Du kannst das Hörzeichen "Sitz" durch einen ausgestreckten Zeigefinger körpersprachlich unterstützen und erhältst ein sog. Sichtzeichen.
Wenn der Hund bereits erste Erfolge zeigt, kann auch ein Kind aktiver eingebunden werden. Zeige ihm zuvor, wie Du es gemacht hast und lasse es dann einfach wiederholen. Ab welchem Alter Kinder in das Training integriert werden können, hängt vom Entwicklungsstand und der Persönlichkeit des Kindes ab. Bei der Sitzübung können aber bereits 4 jährige die Lerninhalte erfassen und umsetzen. Die Übung sollte aber nicht als Gehorsamsübung aufgebaut sein sondern über Motivation erfolgen. Nicht jeder Hund lässt sich nämlich von Kindern zu bestimmte Verhaltensweisen zwingen. Achte deshalb darauf, dass Dein Kind nicht fordert, sondern den Hund motiviert. Beeinflusse die Qualität der Beziehung zwischen Kind und Hund positiv.
Ablegen – „Platz“
Kann der Hund "Sitz", ist es Zeit für "Platz". Nehme dazu erneut etwas Futter in die Hand und lege sie verschlossen und mit den Fingern nach unten vor Deinen Hund. Ziehe nun die Hand vom Hund weg. Sobald seine Nase Deiner Hand folgt und er seinen Körper senkt und in die erwünschte Position rutscht, ertönt das Kommando „Platz“ und Deine Hand öffnet sich.
Bei kleinen und mittelgroßen Hunden kann man das Tier durch ein angewinkeltes Bein locken oder alternativ durch einen Stuhl. Nehme auch dazu etwas Futter in die Hand, legen dieses verschlossen und mit den Fingern nach unten vor den Hund. Ziehen nun die Hand vom Hund weg und locken ihn durch Dein angewinkeltes Bein, oder durch den Stuhl. Er wird sich nun hinlegen müssen, um an das Futter zu gelangen. In diesem Moment sagst Du "Platz", drehst die Hand um, öffnest diese und lässt ihn an seine Belohnung.
Wiederhole diese Übung zunächst solange, bis sich der Hund von allein ablegt und er dazu nicht mehr durch das Bein gelockt werden muss.
Steigere in der Folge die Übung indem Du vom Hund dasselbe Verhalten verlangst, aber dabei stehen bleibst. Beuge Dich mit derselben Handbewegung und gleichem Kommando zu ihm. Wiederhole auch diese Übung zunächst solange, bis sich der Hund auf das Kommando und das Handzeichen von allein ablegt. Werde ferner in Deiner Haltung von Mal zu Mal aufrechter und begleiten das Hörzeichen „Platz“ nur noch über die Hand am sich langsam absenkenden, ausgestreckten Arm. Klappt auch das gut, verzögere langsam die Futtergabe.
Im dritten Abschnitt der Ausbildung lasse nun Deinen Hund etwas warten. Er hat ja bereits gelernt, was er tun soll. Nun lernt er, dass es sich auch lohnt, zu warten.
Nun kann auch wieder das Kind in das Training integriert werden. Wie bei der Sitzübung, mache es zunächst vor. Zeige Deinem Hund, dass seine Belohnung nun vom Kind ausgeht. Lass das Kind üben und korrigiere rechtzeitig, denn alles was geschieht, liegt in Deiner Verantwortung. Erwarte deshalb nicht, dass Dein Kind seine Verhaltensweisen und Reaktionen gegenüber dem Hund versteht und sich der Konsequenzen daraus bewusst ist. Beißunfälle sind zu meist auf Fehlverhalten gegenüber dem Tier zurückzuführen. Deshalb ist es wichtig, dass Du die Aufgaben und Rechte Deines Kindes im Umgang mit dem Hund, dem geistigen und körperlichen Entwicklungsstand beider anpassen.
“Bleib“
Wenn Dein Hund gelernt hat, sich auf ein Hörzeichen zu setzen und hinzulegen, kann man nun das Hörzeichen „Bleib“ trainieren. Lege dazu den Hund ab und gehe zunächst ein paar Schritte, etwa zwei bis fünf Meter von ihm weg. Schaue ihn dabei an und signalisiere ihm mit dem Wort "Bleib" und einem Handzeichen, dass er bleiben soll. Dann gehe wieder zum Hund, gehen um ihn herum und im Anschluss noch mal zwei bis fünf Meter weg. Sollte Dein Hund versuchen aufzustehen und zu Dir zu wollen, dann reagiere sofort. Bringe ihn wieder auf seine Position. Sobald er liegt, lob ihn wieder und setzen die Übung fort. In der Folge dehnst Du nun die Wartezeit für den Hund etwas aus und vergrößerst den Abstand zu ihm. Klappt auch das gut, integriere das Kommando „Komm“, der Hund darf zur Belohnung zu Dir laufen wo ein Spiel beginnt oder eine Futterbelohnung wartet.
“Heran rufen – „Komm“
Dieses Signal dient als Auflösungskommando und somit als eine Art Freizeichen. Das Ziel ist, Deinen Hund aus einer eingeforderten Position frei zu lassen. Er wird durch den Wunsch zu Dir zu kommen motiviert. Es dient als Übung, um ihn später aus brenzlichen Situationen abrufen zu können.
Diese Ausbildung erfolgt aus der Bleibposition, dem abgelegten Hund. Du begibst Dich langsam etwas von Deinem liegenden Hund weg. Gebe ihm dabei aber immer wieder die Signale„Platz“ und „Bleib“. Bleibt er liegen, lobe ihn mit „Brav“.
Nun erhält er mit „Komm“ die Aufforderung zu Dir zu dürfen. Es kann sein, dass er zunächst erstmal nur zuckt und zweifelt, weil er nicht genau versteht, was gemeint ist. Mach Dich deshalb interessanter, wedle vielleicht mit den Armen, als möchtest Du ihn umarmen. Sei einfach aktiv! Sobald er ankommt, freu Dich überschwänglich und gib ihm eine Belohnung. Im weiteren Verlauf dieser Ausbildungsstufe wird die Zeit zwischen Liegenbleiben und Deinem Abrufen langsam verlängert und auch der Abstand zu Deinem Hund schrittweise vergrößert. Du kannst das "Komm" körpersprachlich mit einem senkrecht ausgestreckten Arm unterstreichen. So sieht der Hund auch aus großer Distanz, was Du von ihm willst und es schont Deine Stimmbänder.
Wenn auch das gut funktioniert, kann auch der eigene Nachwuchs integriert werden. Die Übung „Bleib“ und „Komm“ wird einem Kind zunächst in Kombination vorgemacht und erklärt. Stell Dein Kind dann an die Position, von der aus Du Deinen Hund gleich zu Dir rufst. Wenn er angelaufen kommt, überreicht das Kind nun die Belohnung. Nun werden die Übungsaufgaben schrittweise und in umgekehrter Reihenfolge dem Kind übergeben. Zunächst lediglich das Abrufkommando, dann das Kommando zum liegen bleiben und ganz am Schluss letztendlich auch das Kommando zum Hinlegen. Funktionieren die einzelnen Ausbildungsteilabschnitte auch bei dem Kind entsprechend, kann nun der ganze Ablauf vom Kind durchgeführt werden.
Beachte aber auch, dass die eigenen Kinder zum Rudel des Hundes gehören. Ihnen gegenüber zeigen sie zu meist viel Toleranz und Geduld. Das gilt nicht unbedingt für fremde Kinder. Führe zunächst diese Übung an ruhigen Orten aus. Erst wenn es ohne Ablenkungen gut funktioniert, wird das Training in die Öffentlichkeit verlegt.
“Abrufen –„Hier“
Diese Ausbildung baut auf der „Heran-rufen-Übung“ auf. Sichere dazu Deinen Hund zunächst mit einer langen Leine (10 m). Lass ihm ruhig Freiraum und ignorieren ihn dabei. Wenn er etwas abgelenkt ist und vielleicht irgendwo schnuppert, rufst Du seinen Namen und wenn er schaut das Kommando "Hier". Nutze dabei dieselben Sichtzeichen, wie beim Kommando „Komm“. Bist Du in unmittelbarer Nähe, wedle etwas mit den Armen und sei aktiv. Bist Du weiter weg, halte den Arm einfach senkrecht in die Luft. Da er dies schon mit der Heran-Ruf-Übung verknüpft hat, fällt es ihm nun leicht einen Zusammenhang herzustellen. Sobald Dein Hund zu Dir gekommen ist, bestätige ihn mit etwas Futter und schicken ihn danach sofort wieder weg.
Sollte Dein Hund nicht gleich zu Dir kommen, dann setze über die lange Leine einen kurzen Impulsreiz. Sobald sich der Hund nun in Deine Richtung bewegt, motiviere ihn und bestärke ihn damit. Kommt er an, bestätige ihn mit Futter und schickt ihn danach sofort wieder weg.
Wiederhole nun diese Übung solange, bis der Hund von sich aus auf das einmal gesprochene Hörzeichen sofort zu Dir kommt. Führe diese Übung auch zunächst nur an ruhigen Orten aus. Erst wenn es ohne Ablenkungen gut funktioniert, wird das Training an öffentliche Orte verlagert. Rufe Deinen Hund niemals, wenn Du das Abrufen nicht durchsetzen kannst. Wenn er so stark abgelenkt ist, dass er nicht hören würde, dann bewege Dich vom Hund weg. Auch kontrolliertes Verstecken ist erlaubt, Du siehst den Hund - er Dich aber nicht. Dein Hund muss in solchen Situationen lernen, dass es für ihn einen Nachteil bedeutet, wenn er nicht zu Dir kommt. .
Unterlassen – „Aus“, „Nein“, „Pfui“ –
Dieses Kommando baut auf einem kleinen Tauschgeschäft auf. Wenn Dein Hund etwas Unerlaubtes, Unappetitliches ins Maul genommen hat, gibt er es nur freiwillig wieder her, wenn er dafür etwas noch Besseres erhält. Nach diesem Prinzip starte die gezielte Übung zu Hause. Alte Socken oder auch ein Ball können zunächst als Lockmittel dienen. Sobald der Hund diese Objekte aufnimmt, rufe „Nein“. Lässt er es los, lob ihn sofort und überreiche Futter. Wenn er die Dinge für sich behalten will, mach Deine Alternative besonders interessant und spannend. Dein Hund muss lernen, dass Du immer die besseren Sachen hast. Dieses Kommando ist also wichtig, denn nicht alles, was der Hund frisst, ist gesund.
Denke daran: auch wenn Dein Hund diese Kommandos beherrscht, heißt das noch lange nicht, dass Du Dich zurücklehnen kannst. Erst das Zusammenspiel aus Vertrauen, Bindung und Kommando macht aus dem Vierbeiner einen gehorsamen Begleiter in jeder Situation.
Kommando zur Unterlassung, sind keine Kommandos die Kinder anwenden sollten. Besonders, in Situationen in denen Ressourcen eine Rolle spielen, kommen Kinder in Gefahr. Beuteobjekte wie Futter oder Ball, oder auch andere interessante Gegenstände, können dem Hund zur Demonstration seiner Stellung dienen. In diesen Situationen kann er zur Verteidigung neigen. Gerade Hunde in der Pubertät suchen ihren Platz, den sie über Sicherstellung von Ressourcen optimieren möchten. Jedes „Einmischen“ von Kindern kann dann Abwehr- oder Verteidigungsreaktionen des Hundes hervorrufen. Mach Deinem Kind deshalb deutlich, dass es hier kein Mitspracherecht hat.
Häufig sind Kinder instinktiv nonverbal gut in der Lage, richtige Signale zu setzen, wenn der Hund ihnen etwas nehmen möchte. Sollte der Hund dennoch sich Dinge aneignen, reagiere bitte als Erwachsener, übernehme die Funktion des Schlichters und weise Dinge zu.
Hörzeichen | Tonlage | Aussage |
---|---|---|
Name | Neutral | Schau mich an, erwarte etwas |
Sitz | Hoch | Setz Dich hin und bleib sitzen, erwarte etwas |
Platz | Tief | Leg Dich hin und bleib liegen, erwarte etwas |
Komm | Neutral | Du darfst zu mir kommen, Dich erwartet etwas |
Hier | Hoch | Jetzt komm schnell und auf direktem Weg zu mir |
Aus | Tief | Sofort loslassen/ fallenlassen und mir überlassen |
Fein/Brav | Hoch | Gut gemacht! |
Nein | Tief | Hör auf damit oder mach das nicht, lass es |
Guck | Neutral | Achtung, erwarte etwas |