Hunde sind wie viele andere Säugetiere sehr sozial eingestellt und als Rudeltiere immer auf der Suche nach "Familienanschluss".

Die Hundehaltung von heute wird immer mehr vereinfacht. Die Nahrung ist leicht zu beschaffen, die Angebote für Betreuung und Beschäftigung werden immer größer und der nächste Tierarzt hat seine Praxis gleich um die Ecke. Ein Zweithund passt also leicht und locker in jede Familie.
Für Hunde bringt die Geselligkeit sicherlich Vorteile. Zu zweit fühlt man sich stärker, der tierische Partner hilft bei der Orientierung und ist leichter zu verstehen als der plappernde Zweibeiner. Doch zu Hause nur brav im Körbchen zu liegen wird schnell langweilig.
Spielregeln zur Harmonie
Da sich Hunde sehr gerne gegenseitig auch schlechte Manieren abgucken, ist ein Zweithund nur dann sinnvoll, wenn der erste Hund schon „gut erzogen“ ist. Idealerweise hilft er dann bei der Erziehung des Neulings mit, weil er die Regeln schon kennt und in Hundesprache schnell "erklärt", was geht und was nicht. Ist das nicht der Fall, können beide Hunde schnell vom Dreamteam zum Albtraum werden. Dann steht der fassungslose Hundehalter zwei Kumpels mit doppelt schlechtem Benehmen gegenüber, die Traum nicht mehr daran denken, Herrchen zu gehorchen und alles für sich alleine klären.
Deshalb sollte vor der Anschaffung des Neuen einige Dinge beachten werden. Bei der Wahl des Zweithundes spielt Rasse, Alter und Geschlecht keine große Rolle. Die Hunde müssen sich gut riechen können, also vom Typ, Temperament und Charakter zusammenpassen. Von daher hat der „Erstling“ bei der Suche nach einem neuen Mitbewohner ein Wörtchen mitzureden. Ist der Ersthund ein Sensibelchen, kann ein souveräner Zweithund helfen, den Charakter seines Hundekumpels zu festigen. Es gibt viele Beispiele, bei denen ein Zwergdackel gegenüber einer Dogge das Sagen hat. Führung ist eben Charaktersache!
Als Familie müssen Sie wissen, dass für zwei Hunde die Pflege doppelt so viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch die Kosten für Futter, Zubehör, Tierarzt und Steuern schießen nach oben. In Berlin zum Beispiel kostet der Ersthund 120,00 Euro, der Zweithund bereits 180,00 Euro.
Regeln für das erste Treffen
Der erste „Beschnupperkurs“ sollte auf neutralem Boden stattfinden, das schont die Wohnungseinrichtung und die Vierbeiner. Hunde sind territorial bezogene Tiere. Verläuft der erste Kontakt freundlich und fangen sie an zu spielen oder sich gegenseitig zu jagen, steht einer Freundschaft eigentlich nichts mehr im Wege. Zeigt der eine oder der andere ein Distanzverhalten oder gar eine Abwehrreaktion (komm‘ mir nicht zu nahe, sonst…), sollten Sie das Treffen wiederholen und beim dritten oder vierten Mal abbrechen, wenn sich das Verhalten nicht ändert. Nichts ist für den Hund anstrengender und stressiger, als sich jeden Tag wieder aufs Neue auseinanderzusetzen und den anderen Hund ständig beobachten zu müssen, weil er ihm nicht vertraut.
Die Sache mit der Rangordnung
Beobachten Sie die Hunde genau. Wer animiert wen, wer orientiert sich an wem, wer übernimmt die Führung. Rangeleien um die Rangordnung werden in dieser Phase im Spiel festgelegt. Dabei spielt es keine Rolle, welcher zuerst Hund im Haus war.
Sie müssen beiden Hunden genügend Zeit geben, sich aneinander zu gewöhnen. In den ersten zwei Wochen wird der neue Hund seinen Platz finden und der erste Hund lernen, Ressourcen zu teilen, oder abzugeben. Mischen Sie sich nicht in die inneren Angelegenheiten ein, sofern diese nicht eskalieren. Stellen Sie sich niemals auf die Seite des Unterlegenden. Denn dann beginnt das Rangordnungs-Spiel immer wieder von vorne. Jeder Platz im Rudel muss zunächst klar definiert sein. Auch die des Menschen.
Die Futterressource
Füttern Sie die Hunde gemeinsam. Am Anfang mit einem Abstand von zwei Metern. Stellen Sie sich zunächst dazwischen, trennen Sie somit körperlich die Futterquellen. Klappt das gut, kann bei jeder Mahlzeit der Abstand verringert werden. Futter nimmt für Hunde einen hohen Stellenwert für das Überleben und wird deshalb besonders vehement verteidigt. Sollten die Hunde untereinander Futter beanspruchen, sollten Sie das akzeptieren und nicht schlichtend eingreifen. Die Rangordnung der Hunde ergibt sich nicht danach, wer am längsten in dem Haushalt lebt, sondern durch viele kleine Körpersignale im täglichen Miteinander. Hunde kennen keine Demokratie, sondern handeln nach dem Gesetz des Stärkeren. Mischt sich der Hundehalter aus Zuneigung oder falsch verstandener Gerechtigkeit in diese Kommunikation ein, werden beide Hunde immer wieder in Auseinandersetzungen versuchen, dieses Ungleichgewicht zu beseitigen.
Die Platzzuweisung
Beide Hunde sollten zunächst ihren eigenen Platz als Rückzugsmöglichkeit bekommen. Ob sie irgendwann einen Platz teilen, oder miteinander tauschen, darf ihnen überlassen werden.
Besonders begehrte Plätze wie Sofa oder Bett sollten in der ersten Zeit für beide Hunde tabu sein. Im Besetzen dieser Plätze geht es für die beiden nicht in erster Linie um Bequemlichkeit, sondern um die Position in der sozialen Struktur. Besser ist es, Sie bieten den Hunden am Anfang gleichwertige Plätze - egal ob Körbchen, Decke oder Box - an, die eine Rückzugsmöglichkeit und Ruhe bedeuten. Sie sollten in dem Raum sein, in dem der Rest der Familie sich auch meist aufhält und nicht in unmittelbarer Nähe von Ein- oder Ausgangstüren.
Beobachten Sie nun die Tiere in ihrem Verhalten untereinander. Leichte Drohgebärden lassen Sie ruhig zu, denn hier wird in Hundesprache die Rangordnung festgelegt. Grobe Stänkereien sollten Sie aktiv unterbinden. Trennen Sie die beiden, indem Sie ruhig dazwischentreten, auch ein Anrempeln ist dabei erlaubt. Schließlich sind die zweibeinigen Mitglieder der Familie auch Hausherren und müssen für Ruhe und Disziplin sorgen.
In den ersten beiden Wochen lernen sich die Hunde kennen und bauen untereinander eine Beziehung auf. Beide Hunde haben nun gelernt ggf. die Schwächen des anderen auszunutzen, oder sich gegenüber seinen Stärken zu fügen, aber vor allem bestimmte Regeln untereinander einzuhalten. Ist die Rangordnung geklärt, können Sie als die Chefs im Ring auch wieder heißbegehrte Plätze oder Spielzeuge vergeben. Hat der Neuzugang seinen Platz in der Familie gefunden und haben alle Spaß miteinander, steht einem dritten Vierbeiner eigentlich auch nichts mehr im Wege...