"Wer die Wahl hat, hat die Qual"
Der Weg zu einem erzogenen Hund ist letztendlich, wie der nach Rom. Es gibt viele Möglichkeiten und noch mehr Varianten. Der Hundehalter sollte seinen Weg wählen und sich vorher gut informieren, welcher sein Weg und der passende für seinen Hund ist.
Auch in der erzieherischen Anwendung hören die Wahlmöglichkeiten nicht auf. Die Verunsicherung beim Hundehalter wird oft geschürt, da durch viele Hundeschulenanbieter ihre Trainingsvarianten nicht als Möglichkeit, sondern als einzig richtige und erfolgreichste Methode dargestellt werden. Sie werden oft nicht dem Halter-Hund-Gespann angepasst, sondern übergestülpt. Die Wichtigkeit das richtige Trainingskonzept zu gestalten, ist in der Trainerbrunche noch nicht sehr verbreitet.
Am Beispiel unterschiedlicher Trainingsansätze für Verhaltenskorrekturen möchte ich zeigen, dass der Halter die Wahl hat um ein unerwünschtes Verhalten seines Hundes zu korrigieren. Der Trainer sollte lediglich diese Wahlmöglichkeiten bieten, beherrschen und dem Hundehalter „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten. Dazu ist es notwendig, den hundlichen Charakter und Wesnestyp einzuschätzen und die Fähigkeit des Hundehalters die gewählte Trainingsmaßnahme auch erfolgreich anwenden zu können.
Kontrollzwang – der Hund (ver)folgt seinen Menschen überall hin
Was oft als Anhänglichkeit missverstanden werden kann, ist viel mehr die Kontrolle des Hundes über das tun und handeln seines Menschen. Übernimmt ein Hund aber die Kontrolle, trifft er auch Entscheidungen die dem Halter nicht so gefallen können. Die Steigerung territorialer Aggression gehören dazu, genau so wie Ressourcenverteidigende, um seinen Menschen von anderen abzuschirmen.
Maßnahme 1: Aktion zur Manipulation! Halter läuft bei „Verfolgung“ seines Hundes, in der Wohnung so viel wie möglich ziellos herum. Es soll für den Hund planlos wirken, so dass es ihm irgendwann zu viel wird und er sich (s)einen Platz sucht und einnimmt.
Vorteil: Eine sehr sanfte Erziehung, ohne Grenzsetzung und Kommunikation
Nachteil: Dieses Training ist für den Halter genau so anstrengend und benötigt einen langen „Atem“.
Maßnahme 2: Der Hund erhält eine passive Begrenzung! Dazu wird er einfach an seinem Platz angebunden oder in einer geschlossenen Transportbox belassen. Manch Hund wird bald verstehen, dass nichts Spannendes passiert und ruhig auf seinem Platz verweilen.
Vorteil: sehr leicht für den Hundehalter anzuwenden und umzusetzen, ein Training durch Passivität - perfekt!
Nachteil: Hunde mit geringem Stresslevel neigen zu Bellverhalten, Jaulen und Befreiungsaktionen.
Maßnahme 3: Ignorieren bis aktive Grenzsetzung! Der Hund wird einfach nicht mehr beachtet. Steht er im Weg, läuft man in ihn hinein. Er erhält weder Worte noch Blicke. Der Halter tut einfach so, als sei der Hund nicht da. Dadurch, dass der Hund keine Reaktion mehr erhält hört er irgendwann mit seiner Verfolgung auf. Bei besonders hartnäckigen Verfolgern, kann auch ein Schreckreiz gesetzt werden. Dazu reicht ein plötzlich auftretendes akustisches Geräusch.
Vorteil: In dieser Variante werden aktiv Grenzen gesetzt, durch das hineinlaufen, oder den Schreckreiz. Der Hund erhält dadurch Signale, die zu einer schnellen Verhaltensänderung führen.
Nachteil: Grenzsetzung ist nicht jedermanns Sache und das richtige Timing ist A und O!
Zerstörung – Hund zerbeißt Schuhe, knabbert Möbel an und buddelt Pflanzen aus dem Topf
Die Ursache dieses Verhaltens kann unterschiedlich sein. Ein gelangweilter Hund sucht nach Abwechslung. Durch halbherziges tabuisieren bestimmter Gegenstände, wurden sie für den Hund noch interessanter gemacht und werden nun intensiver untersucht. Frustreaktion beim Alleinbleiben, als Ersatzhandlung zur unangenehmen Situation nicht beim Menschen sein zu können. Die Motive sind so unterschiedlich, wie die Kreativität der Hunde in der Zerstörung von menschlichem Eigentum.
Maßnahme 1: Tauschen! Sollte der Hund auf Kleidung oder Schuhe seinen Focus legen, bietet sich diese Variante an. Frei dem Motte: Schuhe gegen Futter!
Vorteil: Die Sachen werden als „Zahlungsmittel“ nicht mehr zerstört, sondern zum Menschen gebracht.
Nachteil: So mancher Hund sucht und bringt bald ständig neues, damit er Futter erhält.
Maßnahme 2:Touch besteht aus einer Reihe von Kreisbewegungen über den Körper des Hundes, mit Finger und der ganzen Hand. Es wird zur Beruhigung von Tieren, Aufbau oder Wiederherstellung des Vertrauens und zum Abbau von Ängsten, Stress, Misstrauen und Aggression eingesetzt.
Vorteil: Hunden mit geringer Stresstoleranz und Angsthunde entspannen, was schließlich zur Verhaltensänderung führen kann.
Nachteil: Nicht jeder Hund ist dafür zugänglich und es enthält keinen situativ lernspezifischen Aspekt.
Maßnahme 3: Die anonyme Strafe! Der Hund wird bei Zerstörung von Gegenständen mit einem sog. „Unterbrecher“ gestört. Dazu dienen Wurfgegenstände, die neben dem Hund einen Knall o.ä. verursachen. Der Hund lernt dadurch, dass es unangenehm ist wenn er Dinge ankaut. Er soll dabei nicht merken, wer den Knall verursacht hat. So lernt der Hund, dass sein Verhalten es auslöst und wird es unterlassen.
Vorteil: Hunde lernen dadurch sehr schnell. Es ist ein sog. Erfahrungslernen mit Langzeitwirkung!
Nachteil: Das Timing muss passen, sonst können Ängste entstehen. Für sensible Hunde nicht geeignet.
Anspringen – der Hund springt fremde Menschen an
Was beim Welpen und kleinen Hunden süß und putzig wirkt, ist allerdings beim großen Vierbeiner belastend und ärgerlich. Damit er lernt es zu unterlassen, benötigt ein Hund Grenzen.
Maßnahme 1: Passive Grenze! Vorsorgend muss der Hund an die Leine, bevor es zur Begegnung kommt. Er muss so lange an der Leine bleiben, bis sein Erregungszustand sich neutralisiert. Dann wird er an die Person geführt. Bleibt er mit allen vier Pfoten auf der Erde, erhält er ruhige Zuwendung von der entsprechenden Person.
Vorteil: Der Hund lernt durch den passiven Zwang seine Emotionalität zu kontrollieren und mit Ruhe und Besonnenheit in eine Begegnung zu gehen.
Nachteil: Der Hund kann ohne die Leine sein altes Verhaltensmuster beibehalten. Diese Form der Begrenzung ist deshalb keine Dauerlösung!
Maßnahme 2: Ignorieren! Das Anspringen des Hundes wird einfach ignoriert. Er erhält keine Aufmerksamkeit, keine Begrüßung. Die Person dreht sich vom Hund weg, oder weicht ihm frühzeitig aus. Es darf kein Blickkontakt erfolgen und keine Aufmerksamkeit, bis alle vier Pfoten auf dem Boden bleiben.
Vorteil: Sensible Hunde überträgt sich die Gelassenheit des gegenüber schnell auf das eigene Gemüht. Es neutralisiert seinen Aufregungszustand.
Nachteil: Das Ignorieren kann das Verhalten auch verstärken, da der Hund einfach um noch mehr Aufmerksamkeit ringt und einfordern kann.
Maßnahme 3: Aktive Grenze! Hier werden beim Versuch des Anspringens unterschiedliche Begrenzer eingesetzt. Von der Wasserspritzpistole, über Sprühhalsband bis zur Rappeldose. In dem Moment, wo der Hund sich im Verhalten korrigiert erhält er positive Zuwendung.
Vorteil: Lernerfolg stellt sich sehr schnell ein. Hund gleicht negative und positive Konsequenzen mit seinem Verhalten ab.
Nachteil: Unsichere Hunde neigen zu starkem Fluchtverhalten oder Abwehrreaktionen.
Mangelnde Leinenführigkeit – der Hund zieht seinen Menschen hinter sich her
Hunde ziehen an der leine in erster Linie, weil sie voran kommen wollen und dabei ein bestimmtes Ziel verfolgen. Sie haben zu meist nicht gelernt, sich am Halter zu orientieren und das er interessanter ist als vieles in der Umwelt. Lernt ein Hund an ziehender Leine voran zu kommen, gewöhnt er sich daran.
Maßnahme 1: Stopp and Go! Zieht der Hund an der Leine, bleibt der Halter einfach stehen. Er setzt seinen Weg erst wieder fort, wenn der Hund zu ihm gekommen ist oder zumindest die Leine gelockert hat.
Vorteil: Gestaltung von Selbsterkenntnis, denn der Hund erkennt irgendwann, dass er nur gemeinsam mit seinem Menschen vorwärts kommt und gleicht sein Verhalten entsprechend an.
Nachteil: Im Alltag nicht immer anzuwenden, wenn man ankommen möch...
Tags: Ernährung