"black or white" in der Hundeerziehung
Zu Grunde liegt dabei zum Einen die Bindungsbereitschaft des Hundes an den Menschen und zum Anderen was Hunde beim Menschen emotional wecken.
Die Bindung des Hundes ergibt sich durch die Trennung vom Muttertier und dem natürlichen Bedürfnis nach Schutz. Wie ein Welpe erhalten aber auch erwachsene Hund, im Zusammenleben mit dem Menschen, eine leicht zugängliche Nahrungsquelle, Nestwärme und Schutz. Ein Haushund bleibt deshalb in seiner Entwicklungsfähigkeit, verglichen mit seinen in der Natur lebenden Artverwandten, stehen. Ein Haushund muss sein Überleben nicht sichern, wird hingegen zeitlebens betreut und bleibt so in Abhängigkeit zum Menschen.
Diese Abhängigkeit und Hilflosigkeit des Hundes, aktiviert bei vielen Menschen und in unterschiedlicher Ausprägung ein Pflegebedürfnis, ein Bedürfnis zu schützen und zu ernähren. Ein Hund schafft es mit seiner Gestik und Mimik, Emotionalitäten in uns zu wecken, die sonst lediglich von unserem eigenen Nachwuchs aktiviert werden. Einem Hund kommt dadurch eine neue Aufgabe zu teil: Wir benutzen ihn um elterlichen Bedürfnisse zu erleben und auszuleben.
Dies ist auch der Grund, warum wir so unterschiedliche Blickrichtungen auf die Hundeerziehung erleben und sich die Hundeszene oft stur in „Black and White“ aufteilt. Je stärker dieses elterliche Verhalten erlebt wird, umso mehr setzen wir Hunde mit unseren Kindern gleich. Und wer sieht schon gern (s)ein „Kind“ durch Einwirkungen anderer (Bsp.: Hundetrainer) reglementiert!? Einem „Kind“ soll es schließlich gut gehen und an nichts fehlen, es soll immer Spaß haben und wird vom stressigen Alltag fern gehalten. "Der kommt schließlich noch früh genug!"
Je stärker Hunde bei einem Menschen also elterliche Bedürfnisse auslösen, umso mehr wehrt sich dieser vor Einflüssen die dem Kindchenschema gegenüber konträr wirken. Erziehungsmaßnahmen die einen Hund einschränken oder Hilfsmittel die ihn korrigieren werden dann stärker als Zwang, Quälerei oder Gewalt empfunden, auch wenn sie einen Hund lediglich nur einschränken. Menschen die so empfinden wehren sich auch oft unbewusst davor, das „Kind im Hundekörper“ in die Selbständigkeit zu entlassen. Denn schließlich können dann die eigenen Bedürfnisse nicht mehr gestillt werden. Ein Hund darf immer weniger Hund sein. Ihm werden wenig Strategien vermittelt, in einer Welt die er nicht einzuschätzen vermag. In der Folge kann sich ein durch Planlosigkeit und Angst entwickeltes Aggressionsverhalten zeigen.
Je weniger ein Hund aber elterliche Bedürfnisse weckt, umso mehr wird er als Tier verstanden und in der Haltung oftmals zu viel Rationalität vor die Emotionalität gesetzt. Dann zählt oft nur die reine Funktion des Hundes und nicht mehr sein eigenes Empfinden. Innerhalb dieser Hundeerziehung heiligen dann auch die Mittel oft den Zweck!
Aus diesen unterschiedlichen, teilweise immer extremer werdenden, Empfindungen zu unseren Hunden, ergibt sich auch die immer extremer werdende Positionierung gegenüber Trainingsmethoden. Am Ende bleibt nur pro oder contra. Statt zu akzeptieren das es viele Wege gibt und der Geeignete eine Mischung aus rationaler und emotionaler Bewertung ist, wird abgestempelt.
Von Außen betrachtet und unbeteiligt, vielleicht über TV Beiträge, wirken auf Menschen bestimmte Methoden als nicht geeignet und zeitgemäß, oder auf andere wiederum weichgespühlt. Aktuelles Beispiel: Cesar Milan, von den einen als Guru verehrt wird er von den Anderen als Hundequäler gesehen. Hundetrainer hingegen müssen lernen zunächst den Hundehalter richtig einzuschätzen. Erst dann können geeignete Trainingswege gestaltet werden. Dabei muss die individuelle Ausprägung des Kindchen Schemas beim Hundehalter stark Berücksichtigung finden. Somit ergeben sich unterschiedliche Trainings-, bzw. Erziehungswege.
Fazit: Werft Erziehungsmethoden nicht in einen Topf! Was der eine Hunde Fan als emotional bedrückend empfindet, ist für die anderen Mittel zum Zweck! Was den einen bedrückt, wirkt auf den anderen geradezu lächerlich. Die Grauzonen zwischen „Black an White“ zu erkennen, gelingt wenn ich mir als Hunde Fan meiner emotionalen Beziehung zum Hund bewusst werde, aber auch erkenne dass diese längst nicht bei allen so stark ausgeprägt sein muss. Die Fähigkeit rationale und emotionale Empfindungen in Einklang zu bringen, erweitert hingegen die Sicht.