Geliebte Feinde
Hunde sind wie viele andere Säugetiere sehr sozial eingestellt und als Rudeltiere immer auf der Suche nach "Familienanschluss".
Für einen Welpen in der Prägungsphase (bis zur 16.Woche) ist es kein Problem sich in einer neuen Familie, in der auch z.B. Katzen sind, einzugewöhnen. Er wächst ganz selbstverständlich mit ihrem Verhalten auf und lernt im Laufe der Zeit, es zu deuten. Erst ab der 16. Lebenswoche reagieren die Junghunde immer sensibler auf Neues. Ab dieser Zeit wird der Hund auch in der Natur immer häufiger sich selbst überlassen und muss nun lernen zwischen Freund, Feind und Beute selbstständig zu unterscheiden. Je jünger der Hund also ist, desto leichter fällt es ihm, auch mit einem „andersartigem“ Geschöpf klar zu kommen. Es gibt auch viele rührende Beispiele, bei denen erwachsene Hündinnen kleine Katzen adoptieren und sie aufziehen wie ihren eigenen Nachwuchs. Diese Freundschaften halten ein ganzes Leben lang. Im Großen und Ganzen gilt: haben die Tiere keine schlechten Erfahrungen mit der anderen Art gemacht, können sie sich aneinander gewöhnen. Nicht immer wird eine dicke Freundschaft daraus, aber man toleriert sich. Wichtig ist, das Sie beiden Zeit und genug Rückzugsmöglichkeiten geben. Das kann für die Katze der Kratzbaum sein, auf den sie sich flüchten kann und für den Hund sein Körbchen, in dem die Katze wiederum erst mal nichts zu suchen hat. Eine gute Möglichkeit, Hunde und Katzen aneinander zu gewöhnen, ist die Fütterung. Dazu sollten Sie beide Näpfe in ein Zimmer stellen. Dann füllen Sie zeitgleich Futter ein und setzen sich zwischen die Schüsseln. So lernen die Vierbeiner, dass sie keine Nahrungskonkurrenten sind, sich nicht bedrohen müssen. Manchmal hilft es auch, den Futternapf der Katze etwas höher zu stellen, damit sie dort nicht gestört wird. Die größte Hürde ist für beide ihre gegensätzliche Kommunikation. Schnurren bedeutet bei Katzen Wohlfühlen, Knurren bei Hunden ist eine Drohgebärde. Umgekehrt ist Schwanzwedeln beim Hund ein Ausdruck von Freude, das Schlagen des Schwanzes der Katze ein Zeichen von Aggressivität. Nach dem Motto „Stück für Stück kommt man sich näher“ agieren Sie als Schiedsrichter. Setzen Sie sich auf den Boden, streicheln Sie beide oder spielen Sie abwechselnd mit den Tieren, vermitteln Sie eine positive Stimmung, wenn sich beide begegnen. Lassen Sie die beiden in der ersten Zeit nie allein. Achten Sie auch auf die Persönlichkeit der beiden. Ein älterer Hund wird von einer jungen verspielten Katze vielleicht nicht sehr begeistert sein. Eine ältere Katze kann von einem quirligen ungestümen Welpen schnell die Nase voll haben. Doch auch ältere Hunde oder Katzen können die Körpersprache des anderen lernen. Es dauert dann nur etwas länger. Nager wie Mäuse, Hamster, Meerschweinchen, Degus und Kaninchen dagegen sind für Hunde ein tolles Beute-Spielzeug, aber diese Freude ist nur einseitig. Auch Vögel fühlen sich von Hunden eher bedroht, können sich zwar in ihren Käfigen schützen, aber in der Wohnung herumfliegen, ohne ständig eine schnappende Schnauze im Nacken zu haben macht einfach mehr Spaß. Ausnahmen bestätigen wie in der Natur auch hier die Regel. Entscheidend ist, das Wesen und das Temperament Ihres Hundes. Das sollten Sie sich genau anschauen, bevor Sie ein weiteres „artfremdes“ Familienmitglied in Ihr Rudel aufnehmen. Hat sich erst mal eine Aversion entwickelt, kann der Haussegen für lange Zeit schief hängen. Wenn Sie feststellen, dass es keine Anzeichen von Versöhnung gibt, bleibt Ihnen nichts anderes übrig als, sich vom Neuankömmling wieder zu trennen um nicht alle Beteiligten unter Dauerstress zu setzten. Auch diese Möglichkeit sollten Sie vorher durchdacht haben. Wenn die Familie eine harmonische Einheit bildet, funktioniert das auch zwischen Hund und Katze.