Hunde die bellen beißen nicht, aber Kläffer nerven!
Bellen bedeutet mehr als Wau! Man kann im Bellverhalten von Hunden ihre Emotionalität lesen. Beobachtet man ihre Lautäußerung mit ihrem gezeigten Verhalten, kann man deutlich erkennbar was sie sagen wollen. Es gibt verschiedene Arten des Bellens und unterschiedliche Auslöser und Gründe dafür. Hat sich Bello aber zum Dauerbeller entwickelt, oder passt sein Gekläffe nicht zu bestimmten Lebenssituationen, besteht Handlungsbedarf.
Der Angstbeller
Bellen erfolgt aus der Emotionalität heraus. Angstbellen lässt sich wie ein geöffnetes Ventil verstehen, das angestautes negatives Empfinden entlädt und befreiend für das Tier wirkt. Ein aus Angst bellender Hund kläfft hochtönig und seine Reaktionen zeigen den Versuch aus der Situation zu wollen. Der Hund wirkt unruhig bis hektisch.
Als Verhaltenskorrektur hilft hier eine Konflikttherapie! Der Hund muss dazu mit dem Angst auslösenden Reiz konfrontiert werden, um neues Verhalten zu erlenen. Ihm wird dabei, parallel zum Angstreiz, eine auf ihn positiv wirkende Alternative angeboten. Diese Alternative muss von ihrer Wirkung sehr stark sein, damit sich der "Angsthase" darauf konzentrieren kann. Es soll ihm helfen den Focus vom Angst auslösenden Reiz zu minimieren und auf etwas positives zu lenken. Man kann dazu ein Spielobjekt nutzen, oder die Aussicht auf Futter. Was als positiver Reiz wirkt, ist von Hund zu Hund natürlich unterschiedlich. Wichtig ist erstmal, dass ein aus Angst bellender Hund keine negativen Einflüsse erhalten darf, denn diese verstärken die Angst noch mehr.
Mit der Aussicht auf etwas tolles, begibt man sich nun mit dem Hund langsam in die Konfliktsituation. „Bello“ erlebt über die Aussicht darauf Vorfreude, was sich für ihn emotional positiv anfühlt. Dieses Empfinden verknüpft er mit allen Einflüssen, die ihn umgeben und somit auch mit dem ursprünglich angstauslösenden Reiz.
Fazit:
Nimmt man dem Hund die Angst, korrigiert man das Angstbellen!
Der Warnbeller
Die Beziehung zwischen Mensch und Hund konnte entstehen, weil uns der Hund vor Gefahren gewarnt hat. So verhält sich auch der Hund auch heute noch, auch wenn sein Halter es eigentlich nicht benötigt. So klingelt es an der Tür, was uns Menschen Besuch ankündigt. Für den Hund kündigt es aber oft Eindringlinge an. Somit löst die Türklingel bei vielen Hunden ein Bellverhalten, als Warnung vor etwas, aus.
Dieser Belltyp ist leicht daran zu erkennen, dass es ein kurzes scharfes Bellen mit Rückversicherung zu seinem Menschen ist. Er sagt uns also:“Ich hab etwas gehört, da kommt wer! Was sollen wir tun?“ Die richtige Reaktion darauf wäre eigentlich dem Hund zu signalisieren das man ihn verstanden hat und sich nun darum kümmert. Man bestätigt sein Tier für das Anzeigen und übernimmt das weitere Handeln.
Oft werden Hunde aber dafür bestraft. Sie erhalten ein: “nein…aus, bist Du still!“ Gegebenfalls muss der Hund sogar in einen Zwangsaufenthalt auf (s)einem Platz. Damit bekommt die Situation aber etwas Negatives und der Hund kann aus dem Warnbellen eine hysterisch klingende Mischung aus Warn-Angst-Bellen entwickeln.
Sollte sich diese Hysterie schon zeigen, wäre es wichtig wieder Einfluss auf die Emotionalität des Hundes zu nehmen. Das Klingeln muss mit einer neuen Erwartungshaltung verknüpft werden, welche etwas positives, angenehmes beinhaltet. Das kann trainiert werden wie beim Clickertraining. Nur wird jetzt nicht geklickert, sondern geklingelt.
Fazit:
Warnbellen muss bestätigt, nicht sanktioniert werden!
Aufforderungsbellen
Bei diesem Belltyp hat der Hund gelernt, dass seine Aufforderungslaute beim Gegenüber Reaktionen hervorrufen die ihm Vorteile bringen. Der Klassiker ist wohl, dass der Halter dazu animiert wird, Ball oder Stöckchen erneut zu werfen. Andere Hunde fordern mit diesem Bellen, dass ihnen die Tür geöffnet, oder Futter geliefert wird. In diesem Fällen hat "Bello" sich das Kläffen zu nutze gemacht, um seinen Menschen gut zu konditionieren.
Der Hund steht hier in einer Erwartungshaltung und hat sein Bellen zielorientiert eingesetzt. Um dieses Bellen zu korrigieren reicht es oft nicht aus es einfach zu ignorieren. Es dauert lang und kostet nicht nur Zeit, sondern auch Nerven. Dadurch dass der Hund etwas für sich Angenehmes erwartet, muss einfach von nun an etwas Negatives erfolgen. Hier darf mit Wasser gespritzt, mit Schellen gerasselt, oder mit Zischgeräuschen Einfluss genommen werden. Sobald der Hund aber seine bellende Forderung unterbricht, darf er das erhalten wonach ihm der eigentliche Sinn stand.
Fazit:
Aufforderung darf nicht bestätigt werden
Überschwängliches Freudengebell
Wenn Hunde sich aus einer negativen Situation befreit sehen, gehen ihre Emotionen manchmal mit ihnen durch. Wurden sie z.B. von Frauchen oder Herrchen eine weile allein gelassen, kann die Widersehensfreude schon mal laut und auch feucht werden. Sie bellen dann sehr hochtönig, zeigen ihre Freude im Körperkontakt und verlieren ggf. sogar Urin in kleinen Pfützchen.
In diesem Fall des Bellverhaltens spielt die Körpersprache des Menschen eine entscheidende Rolle, um diesen Belltyp zu korrigieren. Der Mensch selbst muss zunächst das zum Ausdruck bringen, was er von seinem Hund eigentlich erwartet. Souverän, tendenziell Arrogant, wird der Hund erst mal ignoriert. Sollte er anspringend Aufmerksamkeit fordern, darf sanktioniert werden. Man dreht sich dazu vom Hund weg und signalisiert mit tiefer Stimme seinen Unmut. Kommt der Hund etwas zur Ruhe, kann man ihm wieder Aufmerksamkeit schenken. Zunächst aber nicht zu viel!
Ferner ist es ein Zeichen, dass der Hund noch nicht wirklich gelernt hat allein zu bleiben. Das sollte parallel optimiert werden. (Mehr dazu im nächsten DogCoach Blog!)
Fazit:
Zu viel Freude, darf mit Sanktionen gedrosselt werden.
Frustbellen
Wenn sich Hunde in ausweglosen Situationen befinden, neigen sie auch zu Bellverhalten. Dazu gehören zum Einen die Momente, wo sie etwas wollen, aber nicht erhalten und auch keinen Lösungsweg für sich finden und somit schlichtweg überfordert sind. Dazu gehören aber auch Situationen, wo sie schlicht weg unterfordert und gelangweilt sind. Beispielsweise unausgelastet allein gelassen!
In beiden Fällen dient das Hundebellen nun der Entladung. Bei der Überforderung als Verzweiflung und Hilfeschrei. Bei der Unterforderung um sich aus der Situation zu flüchten. Der Hund konzentriert sich auf sein Bellen, welches er in immer gleich bleibenden und sich wiederholenden Bellsequenzen zeigt.
Beides lässt sich über Steigerung der geistigen Beweglichkeit des Hundes auflösen. Hier hilft intensive Arbeit mit sog. Intelligenzspielzeugen. Achtung; dabei immer von leicht zu schwer arbeiten! Kopfarbeit ist es, was diese Hunde brauchen. Darüber lernen sie, dass es viele Variationen und Möglichkeiten gibt. Diese Lernerfahrung übertragen sie dann in andere Lebenssituation. Der Frust wechselt in Erwartung und Aufgabensuche und das Bellverhalten löst sich auf.
Es ist also wichtig, einem Hund nur ausgelastet allein zu lasten, oder ihm eine artgerechte Beschäftigung zu geben.
Fazit:
Ein Hund benötigt geistige Beweglichkeit.
Der Bewacher und sein Verteidigungsbellen
Hunde sind sehr territoriale Tiere. Da gleichen sie uns Menschen. Wir signalisieren unser Territorium durch Zäune und Schilder, oder legen Handtücher auf die Poolliegen. Hunde sind nicht so kreativ, sie reagieren akustisch um deutlich zu machen: „Bitte weitergehen, schon besetzt“!
Dem Hund im Garten wird oft diese Aufgabe zu teil. Viele Halter gehen davon aus, dass sich ein Hund nur draußen wirklich gut und wohl fühlt. Und so wird er in den Garten entlassen. Nur ohne seine Sozialpartner und Bezugspersonen, wird diese Zeit dort schnell einsam und langweilig. Schließlich hat es sich bald ausgeschnüffelt und die Blase ist auch mal leer. Spätestens dann sucht sich "Bello" eine neue Aufgabe und nichts streichelt das Ego so sehr, wie Einfluss auf das Umfeld zu nehmen. Nochmehr, wenn dies ohne jegliches Risiko passiert. So kommt ein Passant des Weges, und läuft am Gartenzaun entlang. Dem wird dann bellend verdeutlicht, dass er weiter zu gehen hat. Und tatsächlich, es funktioniert! Dass der scheinbare Eindringling oder Störenfried so wieso seines Weges gegangen wäre, erschließt sich unserem Bewacher nicht. Er fühlt sich bestätigt in seinem Handeln und optimiert sein Bellverhalten. Jeder der sich nun zukünftig dem Zaun nähert, wird nun angebellt und Aggression simuliert.
Diesem Belltyp ist mit „Zuckerbrot und Peitsche“ entgegen zu wirken. Die erlebten Erfolge müssen zu Misserfolgen umgewandelt werden und Passivität im Verhalten des Hundes für ihn zum Erfolg führen. So benötigt der Hund positive Alternativreize bei auftretenden Passanten und Nachteile, wenn er trotz dieser Alternative verbellen möchte. Es gibt viele Möglichkeiten positives und negatives zu gestalten. Es müssen nur Vorteile entzogen werden, bei falschem Verhalten. Es müssen Vorteile geboten werden, bei richtigem Verhalten.
Sehr effektiv und schnell kann ein Sprayhalsband sein. Mit diesem Hilfsmittel kann per Fernbedienung ein Ton aktiviert und ein leichter Luftspraystoß ausgelöst werden. Der Ton wird zunächst, wie beim Clickern mit dem Klick, positiv verknüpft. Sobald man merkt, dass der Hund auf den Ton in positiver Erwartungshaltung reagiert, darf der Hund bei Anbellversuchen "besprüht" werden. Kommt also ein Wanderer daher, wird zukünftig gepiept. Sollte "Bello" Verbell-Aktionen starten, wird gesprüht.
Aber eins sei gesagt: es gibt keine effektivere Alarmanlage als Hunde!
Fazit: Bewachen und Verteidigen gehört zu den Urinstinkten des Hundes!
Tags: Psychologie