Fall gelöst

Zum aus der Haut fahren: So wurde Käthe geheilt ("Der Hund" 08/2015)

Wenn die Haut juckt, wenn sich Pusteln breit machen, wenn das Fell ausfällt und die gereizte Haut aufplatzt und blutet, wenn sogar Kuscheln, Spielen und Laufen zur Qual werden, dann ist das ein großes physisches als auch psychisches Problem für den Vierbeiner. Im Fall von „Käthe“ war sogar Eile geboten, denn die französische Bulldoggen-Dame baute immer mehr ab, verlor an Gewicht und Lebensfreude. Eine Geschichte von Kokosöl und Detox, Kräutern, Geduld und Ausschlussdiät. 

Ein normales Hundeleben war für Käthe eigentlich nicht mehr möglich. Die zuckersüße French Bully Dame zog sich immer mehr zurück. Kein Wunder, denn sie hätte aus ihrer eigenen Haut fahren können. Sie juckte und leckte sich, bis es blutete, sie wollte nicht mehr Gassi gehen, nicht mehr schmusen, nicht mehr mit Artgenossen toben. Zu schmerzhaft waren ihre stark geschwollenen Zwischenzehenentzündungen, die bei kleinsten Bewegungen aufplatzten. Zudem verlor Käthe stark an Gewicht und Muskelmasse, wurde immer schwächer und wog nur noch 7 Kilo - für eine Französische Bulldogge viel zu wenig. „Ich war wirklich tottraurig und wusste nicht mehr weiter“, so Besitzerin Cornelia Grieger aus Berlin. „Der Anblick von Käthe hat mir jeden Tag mehr das Herz zerrissen. Ich fühlte mich machtlos, konnte ihr nicht helfen. Als sie dann sogar anfing nach meiner Hand, die sie ja eigentlich nur streicheln wollte, zu schnappen, da wusste ich, es ist höchste Eisenbahn, jemand anderes als den behandelnden Tierarzt zu konsultieren.“ 

Schnell handeln

Was aber war zuvor passiert? Als Cornelia Grieger vor über zwei Jahren mit Käthe wegen anfänglichen Magen-Darm-Problemen mit Durchfall und Erbrechen zum Tierarzt ging, da diagnostizierte er eine ernährungsbedingte Allergie bei der Hündin. Diese wurde zunächst mit Kortison behandelt. Deshalb stellte er auch ihre Fütterung um. Cornelia sollte ihrem vierbeinigen Schützling nur noch gekochte Ente und gekochtes Gemüse füttern, das sei für sie das Beste, so seine Meinung. Besser wurde es nicht wirklich. Im Gegenteil. Es wurde schleichend immer schlimmer, bis es letztlich zusätzlich in den oben genannten starken Hautproblemen resultierte. Aufgrund der aufkeimenden Hautprobleme wurde Käthe zwischenzeitlich immer wieder auch noch Antibiotikum verabreicht. Cornelia wusste nicht mehr weiter. Doch Fortuna meinte es gut mit ihr. Per Zufall erfuhr Cornelia von dem Seminar „Artgerechte Hundeernährung“ im Dog Coach Institut in Berlin – und meldete sich sofort an. Geleitet wurde er von Sandy Lombardi, einer Tierheilpraktikerin und Ernährungsexpertin für Hunde. „Als ich Käthe das erste Mal sah, da tat sie mir so doll leid. Man sah ihr sofort an, wie sehr sie leidet“, so Sandy. Und weiter: „Sie hatte nicht nur ganz schlimme Zwischenzehenentzündungen, sondern sie hatte kahle, gerötete Stellen, Pusteln, Schuppen, trockene, angegriffene Haut… Man durfte sie nicht mehr anfassen, nicht mehr hochnehmen, sie konnte kaum noch Laufen vor Schmerzen, da ihre Entzündungen zwischen den Zehen bei der kleinsten Bewegung schon aufplatzten. Darüber hinaus war sie viel zu dünn, hatte Durchfall, und dass sie unter Mangelerscheinungen und Immunsystemschwäche aufgrund der einseitigen Ernährung litt, war augenscheinlich.“ Ihr war sofort klar: Hier musste schnell gehandelt werden – und zwar ganzheitlich. 

Erst entgiften, dann aufbauen

Zunächst analysierte Sandy den Darm von Käthe mit Hilfe eines sogenannten Darm-Screenings. Hier wird mittels einer Kotprobe untersucht, ob pathogene Bakterien, Keime oder Pilze sowie Parasiten in der Darmflora angesiedelt sind. „ Bei Käthe fanden sich zwar keine pathogenen Keime etc., dafür aber eine Disharmonie zwischen guten und schlechten Darmbakterien, die auf eine bereits chronische Magen-Darm-Erkrankung hinwiesen. Man muss sich mal vorstellen, dass Käthe erst vier Jahre alt ist und schon seit drei Jahren krank war“, so Sandy. Zudem bestätigen sich ihre Vermutungen: Mineral- und Vitalstoffmangel! Käthes Körper und ihr Immunsystem waren sozusagen völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Es war eben nicht mehr nur die ernährungsbedingte Allergie, die der Hündin zu schaffen machte, sondern eine ganze Reihe an Begleiterscheinungen, da der Körper im Prinzip keine Ressourcen mehr hatte, sich zur Wehr zu setzen. Daraus resultierten auch die Hautprobleme, denn das angeschlagene Immunsystem hatte Parasiten, Viren, Keimen und Bakterien die Türen weit geöffnet. Sandy arbeitete ein spezielles Programm für die French Bully Dame aus, das das Immunsystem wieder kräftigen und sich schnell bewähren sollte. Ihr Behandlungskonzept bei Käthe: Erst entgiften, dann stabilisieren und wieder aufbauen! Ergänzend dazu gab es natürlich ein spezielles Hautpflegeprogramm, um die Wunden und die angegriffene Haut schnell zu heilen. Therapie von innen und außen sozusagen. „Man sagt in etwa, dass eine Entgiftung rund sechs Monate dauert und der Aufbau ca. drei Monate. Bei Käthe ging es allerdings etwas schneller wieder bergauf. Erste Erfolge sah man bereits nach zwei Monaten. Die so schlimm angegriffenen Pfoten haben sich schnell wieder regeneriert“, berichtet Sandy. 

Das 8-Schritte-Programm von Sandy Lombardi für Käthe:

1. Ausschlussdiät: Als erstes stand die Futterumstellung mittels einer Ausschlussdiät an. Anders als bei der Desensibilisierung beim Tierarzt, der dem Tier hierbei geringe Mengen Allergie auslösende Substanzen spritzt, geht es bei der Ausschlussdiät darum, so wenig Allergien auslösende Stoffe wie möglich zuzuführen. Sandy hat Käthe demzufolge hyperallergen ernährt mit nur einer Fleischsorte (Hase, Ziege oder Pferd), gänzlich ohne Kohlenhydrate, dafür aber mit vielen Kräutern, Obst, Gemüse und Ölen. „Das hyposensible Diätfuttermittel zur Minderung von Nährstoffunverträglichkeiten hat bei Käthe sehr gut angeschlagen und ihre Unterversorgung ausgeglichen. Der Hund wurde durch diese Fütterung mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Das Futter sollte man als Basis für etwa sechs bis acht Monate geben. Eben solange, wie auch die Entgiftung, die Stabilisierung und der Aufbau dauern“, erklärt Sandy. Man könne das Futter als Basis nehmen und dann Schritt für Schritt erweitern, beispielsweise mit Frischkäse, Ei oder geraspeltem frischen Gemüse. Besitzerin Cornelia musste Käthe das Futter aus verhaltenstherapeutischen Gründen aus der Hand füttern (siehe Punkt 7).

2. Entgiftung/Detox: Die Entgiftung bei Käthe fand über die Herbstmonate statt. Ihr Organismus musste zum einen erst stark genug für eine Entgiftung sein, zum anderen sind laut Sandy das Frühjahr und der Herbst die besten Jahreszeiten für eine Entgiftung. Käthe wurde während der Entgiftung phytotherapeutisch mit der orthomolekularen Medizin behandelt. Dieses Ungleichgewicht kann durch Hinzunahme von Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden. Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine, essentielle Fettsäuren und Aminosäuren sowie weitere „Vitalstoffe“ werden als für den Körper verträglicher, risikoloser und heilsamer angesehen als körperfremde Stoffe. „Durch diese stets individuelle Therapie wird der Organismus angeregt und gereinigt. Im Zuge dessen geschehen im Körper unterschiedliche Prozesse, die zunächst sogar zu einer Erstverschlimmerung führen können. Diese zeigt aber auch an, dass es anschlägt“, erläutert Sandy. Beispiele: Während der Entgiftung verlor Käthe zunächst viel Fell und hatte vermehrtes Ohrensekret. „All das zeigte, dass sich im Körper ganz viel tat. Über die Haut und Ohren macht sich viel bemerkbar. Die Haut begann, sich zu regenerieren. Das alte Fell musste weg, die Zellen fingen an, sich zu regenerieren.“

3. Stabilisierung: Auf die Entgiftung folgte die Stabilisierung. Ziel der Stabilisierung war es, die Zellen weiter zu regenerieren, das Immunsystem zu stärken und den Darm weiter zu sanieren. Auch während dieser Phase wurde Käthe phytotherapeutisch mit der orthomolekularen Medizin behandelt, jedoch in einer anderen Zusammensetzung. „Hier gab ich ihr unter anderem auch ein spezielles Mittel für die Regeneration von Haut und Haaren, denn diese hatten ja besonders gelitten“, weiß Sandy zu berichten. Besonders beim Abheilen der schlimmen Zwischenzehenentzündungen zeigte sich der Behandlungserfolg. 

4. Aufbau: Nun war es Zeit für den weiteren Zell-Aufbau. „Auch hier blieb als Basis die orthemolekulare Medizin, jedoch wiederum in einer anderen Zusammenstellung“, beschreibt Sandy. Hochdosierte Vital- und Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente sorgten dafür, dass sich die Haut wieder aufbaute, nicht mehr schuppte, die geröteten Stellen verschwanden und neues Fell nachwuchs. Dieses war seidig, glänzend, weich und dicht. Sogar besser als je zuvor, so Besitzerin Cornelia. 

5. Futtererweiterung: Nach der Aufbauphase stand die Futtererweiterung auf dem Plan. Denn das Ziel war es, Käthe auf Dauer teilzubarfen. Zu dem hypoallergenen Futter kam nach und nach jeweils ein weiteres Nahrungsmittel hinzu. Käthe, die wieder schön zugenommen hatte und auch nicht mehr unter Durchfall litt, vertrug es blendend.

6. Ausgiebige Hautpflege: Neben der Ausschlussdiät und den Aufbauphasen stand von Anfang an auch die Hautpflege auf dem Programm: Die entzündeten Zehen wurden jeden Tag gebadet und mit dem Antiseptikum Betaisodona eingeschmiert. Zusätzlich gab es für die Zehen als auch für andere Wunde Stellen Kiefernholzöl. „Dies wirkt antiparasitär, antiviral, antibakteriell und antimykos. Zudem kann es auch auf frische Wunden aufgetragen werden“, so Sandy. Doch ganz so einfach war die Behandlung anfangs nicht, denn Käthe hatte wahrlich Panik vor Berührung der wunden Hautstellen. Aber mit Liebe, Geduld und Einfühlungsvermögen wurde auch dieses Problem überwunden. Ein wichtiges Utensil war auch das Kokosöl. „Käthe bekam es oral, dufte als Leckerchen Kokosöl vom Finger schlecken, als auch auf den Körper eingetragen. Das Kokosöl hat die Haut von außen regeneriert, sie schön elastisch gemacht und die Feuchtigkeit in der Haut verschlossen.“

7. Verhaltenstherapie: Die süße Käthe hatte durch ihre Krankengeschichte auch seelische Nöte. Angst vor der Hand, die eigentlich nur Streicheln wollte, aber so starke Schmerzen verursachte. Angst vor anderen Hunden und dem Gassi gehen, denn Spielen, Toben oder Laufen waren aufgrund der Zwischenzehenentzündungen eine reine Qual. „Also mussten wir auch verhaltenstherapeutisch arbeiten. Cornelia musste lernen, Käthe zu ignorieren und die Hündin zu sich kommen zu lassen. Sie wurde zuvor zu viel betüddelt. Käthe musste erst einmal wieder Vertrauen fassen. Deshalb habe ich auch die Handfütterung bei beiden eingeführt. Käthe musste sich ihr Futter sozusagen verdienen und bekam es quasi als Belohnung. Bis heute wird Käthe nur aus der Hand gefüttert“, erläutert Sandy. 

8. Stressminderung: Zusätzlich wurde an der Stressminderung für Käthe gearbeitet: Es gab ein homöopathisches Konstitutionsmittel für die French Bully Dame und es wurde EIN „Ruheraum“ für Käthe geschaffen. „Mit dieser Hundebox gaben wir ihr Sicherheit – sie wusste, wenn ich mich hierhin verziehe, so bekomme ich die Ruhe, die ich jetzt so dringend brauche.“  

Fazit: „Ein neuer Hund“

Ich erlebe Käthe, als sie in der Aufbauphase ist. Kaum zu glauben, dass dieser Hund noch vor kurzer Zeit aggressiv und ängstlich war, sich nicht mehr bewegen wollte und Artgenossen mied. Sie tobte freudig durch die Gegend, liebte es, sich streicheln und verwöhnen zu lassen und spielte – zu guter Letzt – selbstbewusst auch noch mit einem schicken Rüden. Ihr seidiges glänzendes Fell sah schon wieder recht üppig aus. Lediglich ein paar gerötete, etwas kahlere Hautstellen zeigten, dass Käthe noch vor kurzer Zeit sehr gelitten haben muss. Aber ohne Probleme lässt sie die Fellpflege über sich ergehen. Von Schmerzen keine Spur mehr. „Ich habe einen neuen Hund“, so Besitzerin Cornelia. Ich hätte es nicht besser formulieren können.

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